



Hildegard von Bingen
www.trobairitz.de/klangwelten/epistolae
Ala Aurea
Maria Jonas (trobairitz.de)
Gesang, Tambura | voice, tambura
Susanne Ansorg (susanne-ansorg.de)
Fidel, Glocken, Tambura | vielle, bells, tambura
Sebastian Pank (sebastian-pank.de)
Sopransaxophon | soprano saxophone
Bassem Hawar (bassemhawar.com)
Djoze | djoze
Philipp Lamprecht (philipplamprecht.com)
Glocken | bells
ARS CHORALIS COELN (ars-choralis-coeln.de)
Stefanie Brijoux, Sylvia Dörnemann, Pamela Petsch
Hildegard von Bingen & ihre Brieffreundschaften
Hildegard von Bingen (1098-1179) war eine der bedeutendsten Frauen im Mittelalter. Sie unterhielt regen Briefwechsel mit zahlreichen geistlichen und weltlichen Würdenträgern des Heiligen Römischen Reiches. Lange Zeit galten diese Briefe - 390 insgesamt - als ein ungehobener Schatz. Erst jüngere Forschungen förderten das weit gespannte Netz von Freundschaften und Beziehungen zu Tage, das die Äbtissin und Gründerin der Klöster Rupertsberg und Eibingen mit ungezählten Persönlichkeiten ihrer Zeit pflegte. Die Briefe zeigen ihren Einfluß auf wichtige politische und gesellschaftskritische Themen des 12. Jahrhunderts, aber auch ihre tief empfundenen Freundschaften. Unser Programm folgt den Briefwechseln und läßt eine Frau sichtbar werden, die fast eintausend Jahre nach ihrem Leben noch immer aktuell ist. Wir entwerfen mit diesem Programm einen neuen Blick auf Hildegard von Bingen über Visionen und Dinkelplätzchen hinaus.
Wer waren die Brieffreunde Hildegards? Zum Beispiel Bernhard von Clairvaux, an den sie sich wandte, weil sie unsicher war, ob sie ihre Visionen aufschreiben sollte. Wer würde ihr glauben, einer Frau, einer Nonne? Schließlich erhielt sie von Papst Eugen III. die Erlaubnis, ihre Visionen aufzuschreiben; er verlas sogar einen Teil des Liber Scivias auf der Synode in Trier, was Hildegard sehr freute. Dann wagte sie es sogar, Kaiser Friedrich II. Barbarossa in persönlichen Briefen zu kritisieren. Andererseits ermöglichte Barbarossa ihr aber auch die finanzielle Unabhängigkeit ihrer Klöster. Er erhob ihre Klöster in den Rang von Reichsklöstern, was ihr nicht nur Steuerfreiheit garantierte, sondern sie als Reichsäbtissin auch in den Rang einer Reichsfürstin erhob. Sie war nun eine der wenigen Frauen, die ihre politischen Interessen auf dem Reichstag vertreten und auch das Münz- und Zollrecht in Anspruch nehmen konnte. Hildegard war zunächst von dem entschlossenen und energischen jungen Kaiser angetan und huldigte ihm in ihren Briefen.
Die Musikauswahl für unser Programm folgt den Themen, die Hildegard in ihren Briefen aufwirft: Anrufung der Weisheit, Kritik an Hochmut, Lobgesänge auf den hl. Rupertus und Disibod, Zerknirschung und Bitte um Hilfe. Sie zitiert in den Briefen auch ihrer eigenen Lieder. Einige davon haben wir in unser Programm integriert.
EPISTOLÆ
1 Antiphona: O eterne deus
Maria Jonas – Gesang, Sebastian Pank – Sopransaxophon, Susanne Ansorg – Tambura
05:47
2 Antiphona: O orzchis ecclesia
Maria Jonas – Gesang, Susanne Ansorg – Fidel
03:29
3 Kyrie eleison (Hildegard von Bingen / koptisch)
Maria Jonas & ARS CHORALIS COELN – Gesang, Bassem Hawar – Djoze, Susanne Ansorg – Glocken
03:17
4 Deuterus I
Sebastian Pank – Sopransaxophon, Susanne Ansorg – Tambura
01:22
5 Antiphona: O frondens virga / Psalm
Maria Jonas – Gesang, Susanne Ansorg – Glocken & Fidel
02:56
6 Antiphona: Hodie aperuit / Magnificat
Maria Jonas – Gesang, Susanne Ansorg – Fidel
05:39
7 Antiphona: O rubor sanguinis / Psalm
Maria Jonas – Gesang, Susanne Ansorg – Fidel & Glocken
03:40
8 Protus
Susanne Ansorg – Fidel
04:50
9 Responsorium: O felix anima
Maria Jonas – Gesang, Philipp Lamprecht – Glocken
05:22
10 Antiphona: Quia felix puericia / Psalm Maria
Jonas – Gesang, Susanne Ansorg – Tambura
03:33
11 Responsorium: O viriditas digiti dei
Maria Jonas – Gesang, Susanne Ansorg – Fidel
03:26
12 Deuterus II Sebastian Pank – Sopransaxophon, Susanne Ansorg – Fidel, Maria Jonas – Tambura
02:57
13 Antiphona: O felix apparitio
Maria Jonas – Gesang, Bassem Hawar – Djoze
02:56
14 Symphonia: O Jerusalem
Maria Jonas & ARS CHORALIS COELN – Gesang, Susanne Ansorg – Fidel, Stefanie Brijoux – Shrutibox
05:27
15 O feminea forma
Maria Jonas – Gesang, Sebastian Pank – Sopransaxophon, Susanne Ansorg – Tambura
05:03
Total: 60:28
EPISTOLAE - Liedtexte - songtexts
1 • O eterne Deus,
nunc tibi placeat,
ut in amore illo ardeas,
ut membra illa simus,
que fecisti in eodem amore,
cum Filium tuum genuisti in prima aurora, ante omnem creaturam,
et inspice necessitatem hanc,
que super nos cadit
et abstrahe eam a nobis propter Filium tuum, et perduc nos in letitiam salutis.
O ewiger Gott, nun möge es dir gefallen, dass du in jener Liebe brennen mögest, auf dass wir jene Glieder sein mögen, die du gemacht hast in jener Liebe,
mit der Du deinen Sohn gezeugt hast im ersten Morgenrot, vor aller Schöpfung.
Schau auf die Bedürftigkeit,
die auf uns fällt,
und nimm sie weg von uns um deines Sohnes willen, und führe uns in die Freude des Heils!
O eternal God, now may it please you,
that you may burn in that love,
that we may be those members
which you have made in that love,
with which you begot your Son in the first dawn, before all creation.
Look at the neediness
that falls upon us,
and take it away from us for the sake of your Son, and lead us into the joy of salvation!
2 • O Orzchis* Ecclesia armis divinis precincta, et hyazintho ornata,
tu es caldemia* stigmatum loifolum*
et urbs scientiarum.
O, tu es crizanta*
in alto sono et es chorzta* gemma.
*diese Worte entnahm Hildegard ihrer „Lingua ignota“ *Hildegard took these words from her "Lingua ignota"
O unermesslich weite Kirche, umgürtet mit göttlichen Waffen, mit Hyazinth geschmückt.
O Wohlduft,
entströmend den Wunden der Völker,
du Stadt der Erkenntnis!
O, auch du bist gesalbt
bei starkem Klang, du funkelnde Gemme.
O immeasurably wide church, girded with weapons divine, adorned with hyacinth.
O fragrance
emanating from the wounds of the nations, O city of knowledge!
O, you too are anointed
with strong sound, you sparkling gem.
5 • O frondens virga,
in tua nobilitate stans
sicut aurora procedit.
Nunc gaude et letare
et nos debiles dignare
a mala consuetudine liberare, atqze manum tuam porrige ad erigendum nos.
O grünender Zweig,
du stehst in deinem Adel da,
so wie die Morgenröte sich erhebt. Nun freue dich und juble,
befreit uns Schwache gnädiglich von dem gewohnten Bösen,
und strecke deine Hände aus,
uns aufzurichten.
O greening branch,
you stand there in your nobility, as the dawn rises.
Now rejoice and be glad, mercifully deliver us weak ones from the usual evil,
and stretch out your hands,
to lift us up.
6 • Hodie aperuit nobis clausa porta quod serpens in muliere suffocavit, unde lucet in aurora
flos de virgine Maria.
Heute wurde uns das verschloßne Tor geöffnet, was die Schlange in der Frau (Eva) erstickte. Darum leuchtet im Morgengrauen
die Blüte der Jungfrau Maria.
Today the locked gate was opened to us, which the serpent in the woman (Eve) choked. Therefore at dawn shines
the blossom of the Virgin Mary.
7 • O rubor sanguinis
qui de excelso illo fluxisti, quod divinitas tetigit,
tu flos es,
quem hyems de flatu serpentis num quam lesit.
O purpurrotes Blut,
du entströmest der Höhe,
die dort die Gottheit berührt hat! Du bist die Blüte,
die der Schlange kalter Hauch nie verletzt hat.
O crimson blood,
you flow from the heights that touched the deity there! You are the blossom
that the serpent's cold breath has never hurt.
9 • O felix anima
cuius corpus de terra ortum est, quod tu cum peregrinatione
huius mundi conculcasti.
Unde de divina rationalitate,
que te speculum suum fecit, coronata est.
Spiritus Sanctus etiam
te ut habitaculum suum intuebatur.
O glückliche Seele,
du hast auf dem Pilgerweg in diese Welt
über deinen der Erde enstammenden Leib gesiegt. Von göttlichem Geiste,
der dich zu seinem Spiegel machte,
wurdest du gekrönt.
Der Heilige Geist erschaute in dir
die eigene Wohnstatt.
O happy soul,
on your pilgrimage into this world
you have triumphed over your earth-born body. Of divine spirit,
who made you his mirror,
you were crowned.
The Holy Spirit saw in you
your own dwelling place.
10 • Quia felix pueritia
in laudabili Ruperto ad Deum anhelavit et mundum reliquit,
ideo ipse in celesti harmonia fulget,
et ideo etiam angelica turba
Filium Dei laudando concinit.
Da schon in seiner glücklichen Jugend der zu lobende Rupertus sich nach Gott sehnte und die Welt verließ,
strahlt er darum in der harmonischen Gemeinschaft
der Himmlischen auf und singt auch in den Chören der Engel das Lob des Gottes Sohnes.
Since already in his happy youth Rupertus,
who is to be praised, longed for God and left the world, he therefore shines in the harmonious community
of the heavenly ones and also sings the praises
of the Son of God in the choirs of the angels.
11 • O viriditas digiti Dei
in qua Deus constituit plantationem, que in excelso resplendet
ut statuta columna
tu gloriosa in preparatione Dei.
Et o altitudo montis,
que numquam dissipaberis
in discretione Dei,
tu tamen stas a longe ut exul,
sed non est in potestate armati,
qui te rapiat.
Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto.
O Lebenskraft aus Gottes Hand,
mit der Gott eine Pflanzung setzte,
die in der Höhe aufleuchtet
wie eine Säule, die empor ragt,
du ruhmgekrönter, durch Gott gewirkt.
Und du Bergeshöhe wirst niemals wanken,
wenn Gott prüft.
Und dennoch stehst du in der Ferne, wie vereinsamt.
Doch der Bewaffnete hat nicht die Macht, dich zu ergreifen. Ehre sei dem Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist.
O life force from the hand of God, with which God planted a plant that shines on high
like a pillar that rises up,
O glorious one, wrought by God.
And you mountain height will never waver,
when God tests.
And yet you stand in the distance, as if lonely.
But the armed man has not the power to seize you. Glory be to the Father, the Son and the Holy Spirit.
13 • O felix apparitio
cum in amico Dei Ruperto
flamma vite coruscavit,
ita quod caritas dei in corde eius fluxit, timorem Domini amplectens.
Unde etiam agnitio eius
in supernis civibus floruit.
O welch glückliches Bild!
Im Gottesfreund Rupertus ist
die Lebensflamme so emporgelodert,
dass Gottes Liebe, die die Furcht des Herrn umfängt, sein Herz durchströmte. Und so ist aufgeblüht sein Ruhm
bei allen Bürgern des Himmels.
O what a happy picture!
In God's friend Rupertus
the flame of life blazed so brightly,
that God's love, which embraces the fear of the Lord, flowed through his heart. And so his fame blossomed
among all the citizens of heaven.
14 • O Jerusalem
aurea civitas,
ornata Regis purpura.
O edificatio summe bonitatis, que es lux numquam obscurata. Tu enim es ornata in aurora
et in calore solis.
Nam tu, o nobilis Ruperte,
in his sicut gemma fulsisti.
Unde non potes abscondi stultis hominibus, sicut nec mons valli celatur.
Fenestre tue, Jerusalem, cum topazio et saphiro specialiter sunt decorate.
In te symphonizat Spiritus Sanctus, quia angelicis choris associaris,
et quoniam in Filio Dei ornaris,
cum nullam maculam habes.
Quod vas decorum tu es, o Ruperte, qui in pueritia et in adolescentia tua ad deum anhelasti in timore dei
et in amplexione caritatis
et in suavissimo odore bonorum operum.
Unde vos, o ornati et o coronati,
qui habitatis in Jerusalem,
et o tu, Ruperte,
qui es socius eorum in hac habitatione, succurrite nobis famulantibus
et in exilio laborantibus.
O Jerusalem, goldene Stadt,
geschmückt mit Purpur des Königs.
O Bauwerk der höchsten Güte,
du bist ein niemals verdunkeltes Licht.
Du nämlich bist geschmückt mit der Morgenröte und mit der Hitze der Sonne.
In alledem erstrahlst du, edler Rupertus,
einer kostbaren Gemme gleich.
Nicht verbrogen bliebst du den törichten Menschen, so wie auch ein Berg nicht verdeckt wird vom Tal.
Deine Fenster, Jerusalem, sind besonders verziert mit Topas und Saphir.
In dir erklingt der Heilige Geist,
denn du bist Gefährte der Engelchöre,
und du bist geschmückt mit dem Sohn Gottes, denn du hast keinen Makel.
Was für ein reines Gefäß voller Schönheit bist du, o Rupert! Als Knabe schon und als Jüngling
stand deine Sehnsucht ganz nach Gott, in Gottes Furcht,
in den Umarmungen der Liebe,
und im süßen Duft aller guten Werke.
O ihr Geschmückten und Gekrönten, die ihr wohnt in Jerusalem,
und auch du, Rupertus,
Gefährte in dieser Stadt,
kommt uns zu Hilfe,
die wir Sklavendienste tun und uns mühen im Exil.
O Jerusalem, golden city,
adorned with the purple of the king. O building of the highest goodness, you are a never-darkened light.
For you are adorned with the dawn and with the heat of the sun.
In all this you shine, noble Rupertus,
like a precious gem.
You are not hidden from the eyes of foolish men, just as a mountain is not hidden by a valley.
Your windows, Jerusalem, are especially adorned with topaz and sapphire.
The Holy Spirit resounds in you,
for you are the companion of the choirs of angels, and you are adorned with the Son of God,
for you have no blemish.
What a pure vessel of beauty you are, O Rupert! Even as a boy and as a youth
your longing was all for God, in the fear of God, in the embrace of love
and in the sweet fragrance of all good works.
O you who are adorned and crowned! who dwell in Jerusalem,
and you too, Rupertus,
companion in this city,
come to our aid, who do slave service and labour in exile.
15 • O feminea forma, soror Sapientie,
quam gloriosa es, quoniam fortissima vita in te surrexit,
quam mors nunquam suffocabit.
O Bild der Frau,
Schwester der Weisheit,
wie herrlich bist du,
weil das stärkste Leben
in dir erstand,
das der Tod niemals löschen konnte.
O image of the woman, sister of wisdom,
how marvellous you are, because the strongest life arose in you,
which death could never extinguish.
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