Una musa plebea - Ensemble Lucidarium - Poeten aus der Toskana und Korsika

Una musa plebea
Das »gemeine« Repertoire der italienischen Renaissance


Ensemble Lucidarium (Italien) & Traditionelle Poeten aus der Toskana und Korsika


Wer ist diese geheimnisvolle »Musa plebea« – Raffaels schöne Bäckerstochter? Oder steht die berühmte Schönheit nicht doch für die Kraft der Poesie des Volkes, arkadische Quelle und Inspiration für die Dichter der Renaissance?
Auf dieser Neuerscheinung des Labels Raumklang haben es der italienische Musiker und Musikhistoriker Francis Biggi und sein Ensemble Lucidarium geschafft, ein musikalisches Kleinod vor dem Vergessen zu bewahren: die jahrhundertealte Tradition des gesungenen Vortrags von Versen, die der DichterSänger im Moment „erfindet“, existiert bis heute in der Volksmusik in einigen Teilen Mittelitaliens, auf Sardinien und Korsika. Diese Tradition verlangt eine einwandfreie Technik, solide Versiertheit mit Versmaßen und Rhythmen, Musikalität, ein gutes Gehör und eine gute Stimme – vor allem aber eines: die Sänger, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, singen aus ganzem Herzen von der Muse, die die Herzen, die Zunge und den Verstand bewegt. Sie improvisieren und singen ihre Gefühle, ihre Empörung, ihre Zärtlichkeit und ihre Träume aus dem Moment heraus, sie verstehen sich darauf, mit ihrem Publikum Gefühle und Meinungen zu teilen, sie analysieren und kommentieren die Welt mit der wunderbaren Waffe der Poesie.

Biggi umrahmt diese einzigartigen Zeugnisse einer untergehenden Kultur mit den schönsten und zu Recht berühmtesten Liedern und Instrumentalstücken der italienischen Renaissance. Die norditalienischen Höfe des 15. Jahrhunderts waren der fruchtbare Boden, auf dem ein Musikstil erblühen konnte, der die raffinierte Polyphonie der franco-flämischen Schule mit der italienischen Liebe zur schönen Melodie und zum klaren Kontrapunkt verschmolz und so die musikalische Ästhetik ganz Europas weit über das darauf folgende Jahrhundert hinaus beeinflusste.